Schauspiel
Am Ende der 8. Klasse findet an Waldorfschulen ein ganz besonderes Schauspiel-Projekt statt. Dieses vollendet die achtjährige Zeit mit der Klassenlehrer*in und gibt noch ein letztes Mal die Gelegenheit, gemeinsam über sich hinauszuwachsen.
Zum Abschluss der 12. Klasse und als Teil des „Künstlerischen Abschlusses“ wird ein weiteres Schauspiel aufgeführt. Beide Stücke sind äußerst aufwendig produziert und in unserem Saal für alle Schüler*innen, Mitarbeitenden, Elternhäuser und als öffentliche Abendveranstaltung zu sehen. Für den Zeitraum einer Epoche, zwischen 4 und 6 Wochen, wird ein Regisseur*in engagiert, der mit den Schüler*innen und Lehrer*innen von der Stückauswahl, über Texte und Kostüme sowie Bühnenbild, Beleuchtung und Musik alles bis ins kleinste Detail plant, baut und inszeniert. Diese „Gemeinschaftsaufgabe Klassenschauspiel“ fordert die Talente und Fähigkeiten jedes Einzelnen.
Im Theater-Spiel erleben alle unmittelbar, dass es ohne SIE, ohne ihre ganz persönliche Auseinandersetzung mit dem Stück, der Rolle und der Bühnenpartner*in, mit dem ganzen Ensemble, dass es ohne diesen persönlichen Einsatz nicht geht. Jeder noch so introvertierte Schüler*in spielt eine Rolle und setzt sich hierbei mit den eigenen Gefühlen, dem eigenen Körper, der eigenen Sprache, mit einer fremden Figur, einer anderen Persönlichkeit auseinander und wächst dabei unweigerlich bei dem Überwinden der persönlichen Grenzen über sich hinaus. Spätestens bei den Aufführungen vor Publikum verändern sich diese Grenzen. Denn Menschen allen Alters für etwa zwei Stunden „einzufangen“ und in andächtiger Spannung und ebensolcher Stille zu halten, ist eine nicht zu unterschätzende Leistung. Diese Erweiterung der eigenen Grenzen, die auch für die Zuschauer*innen manchmal zu spüren ist, ist ein Erlebnis, das die Schauspieler*innen ihr ganzes Leben lang begleiten wird.