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Pressemitteilung

Waldorf-Schule Eisenach feiert ihr 20-jähriges Bestehen

Am Freitag erhält die Einrichtung den Titel „Schule ohne Rassismus“. Festakt im März im Landestheater

Zahlenkunde bei den Jüngsten: Frontal-Unterricht brauchen diese Kinder nicht zu fürchten, das Mobiliar wurde gegen Kissen und flache Bänke getauscht, aus denen man Rutschen bauen kann. Bewegte Sprache stützt das kognitive Lernen, dazu gehört auch die oft belächelte Eurythmie. Zahlenkunde bei den Jüngsten: Frontal-Unterricht braucht Jakob nicht zu fürchten, das Mobiliar wurde gegen Kissen und flache Bänke getauscht, aus denen man Rutschen bauen kann. Bewegte Sprache stützt das kognitive Lernen, dazu gehört auch die oft belächelte Eurythmie. Foto: Sascha Willms
Eisenach. Eigentlich gibt es die Freie Waldorfschule bereits seit 1995 in Eisenach, doch erst in diesen Tagen erreicht die Geburtstagsfeier ihren Höhepunkt.

 
„Wir wollten abwarten, bis unser zweites Schulgebäude fertig saniert ist“, sagt Geschäftsführerin Sabine Thiebe. Immerhin rund drei Millionen Euro sind seit Gründung in die alten Gebäude geflossen, die im Übrigen einst als Kasernen gebaut wurden. Doch längst weht durch die alten Mauern ein anderer Wind.

Los ging es mit null Kapital, erinnert sich Oberstufenlehrer Jörg Blank. „Dafür hatten wir Mut und waren fasziniert von einer Idee.“ Auch Untiefen barg dieser zwei Jahrzehnte lange Weg. Doch mit Hilfe des langjährigen Schulleiters am Elisabeth-Gymnasium, Gerhard Sippel zum Beispiel, aber auch mit Unterstützung der Stadt ging es immer weiter.

 
Wie jede freie Schule kämpft die Waldorfschule ständig mit sich ändernden Gesetzlichkeiten und knappen Finanzen. Was die Leistungen der Schüler angehe, seien die Waldorfschüler mit ihren staatlich ausgebildeten Altersgenossen aber gleichauf, wenn sie als externe Schüler das Abitur ablegen, so Blank. Mehr noch, die Kollegen fänden sich auf ihrem Weg immer wieder bestätigt, wenn Waldorf-Ideale in staatliche Lehrpläne rutschten.

Dass Kinder mittlerweile in der flexiblen Schuleingangsphase nicht sitzenbleiben dürfen, gilt in der Waldorfschule generell. Und für die frühzeitige Fremdsprachenausbildung brauchen sie hier keine Modellprojekte — sie beginnt in der ersten Klasse.

Kunstfertigkeit gegen Bewegungsmangel
Und was ist mit dem Klischee, dass Waldorf-Schüler nur ihren Namen tanzen können? „Ja, damit werden unsere Schüler immer wieder konfrontiert“, sagt Eurythmie-Lehrerin Karin John-Sander. „Je älter unsere Schüler werden, desto gelassener gehen sie damit um.“ Eurythmie sei ein wertvoller Ausgleich zu den kognitiven Fächern. Schlicht gesagt, eine Kunstfertigkeit gegen den Bewegungsmangel, der ja als Problem aktueller denn je sei. Mutige Zweifler lädt John-Sander am 18. März zum Eurythmie-Theater „Orval“ ein. Dessen Künstler touren europaweit und leben von der Bewegungskunst.

 
Auch die Idee der Gemeinschaftsschule sei im Weltbild des Waldorf-Gründers Rudolf Steiner aufgehoben, um das soziale Gefüge der Heranwachsenden zu stärken.

 
Schließlich hatten sie bis zur achten Klasse ein und denselben Klassenlehrer. Klassenleiter Thomas Riehl hat das beim Aufbau eines dauerhaften Vertrauensverhältnis als Vorteil erlebt. Der ehemalige Tischler und spätere Opernsänger am Eisenacher Landestheater krempelte sein Leben vor mehr als 14 Jahren noch einmal komplett um. Vergangenes Jahr führte er seine ersten Schüler zum Musik-Abitur. Das sei schon ein ganz besonderes Gefühl gewesen, sagt Riehl rückblickend.

 
Neben Quereinsteigern sei Waldorflehrer aber mittlerweile auch eine eigene Ausbildung. Schon fünf ihrer eigenen Absolventen haben diesen Weg eingeschlagen. Sie unterrichten im Land verstreut, berichtet die Eisenacher Schulleitung nicht ohne Stolz. In der Thälmann-Straße 62 unterrichten derzeit 30 Lehrerinnen und Lehrer 306 Schülerinnen und Schüler aus einem Einzugsbereich von der Rhön bis ins Eichsfeld. Dazu kommt eine eigene Schulküche, die vegetarisch und regional mit Bioprodukten kocht und auch den Waldorf-Kindergarten mitversorgt. Trotz hoher Anfangskosten habe sich die Investition gelohnt, sind sich die Waldorfler sicher. „Und das Essen ist nicht viel teuerer wie anderswo“, sagt Karin John-Sander.

 
Und sie haben hier noch mehr vor, brauchen noch Schulgarten, Saal und Sporthalle. Die Geschichte der Eisenacher Waldorfschule, sie hat gerade erst begonnen.

 

 
Sascha Willms / 17.02.16 / TA

Erstellt: Dienstag, 16. August 2016 06:42

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